Über die Trauer


Der Tod eines Menschen rückt die Vergänglichkeit des Lebens in den Vordergrund und Vergänglichkeit hat viele Aspekte. Bereits die Lebensphasen eines Menschen – vom Säugling ... bis hin zur alten Frau, zum alten Mann – sind fortlaufenden Veränderungsprozesse unterworfen.

Von dem griechischen Philosophen Heraklit ist uns der Ausspruch überliefert:
„Nichts ist so beständig wie der Wandel“.

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Die zahlreichen Verluste, die wir hinnehmen müssen, betreffen alle Lebensbereiche und wiegen am schwersten, wenn es um die geht, die wir lieben: um Eltern, Partner und Kinder, Kollegen, Haustiere, Idole und einige mehr – wenn wir einen geliebten Menschen verlieren.

Und dann trauern wir. Und das ist wichtig. Denn die Trauer gehört zum Leben, gehört zum Abschiednehmen.

Trauer ist die Bewältigung, die Verarbeitung des erlittenen Verlustes. Und wenn dieser Verlust groß ist – wenn ein Mensch, den wir lieben, verstarb – gilt es einen Weg zu finden, der uns hilft, damit klarzukommen.

Unseren eigenen Weg, denn die Trauer ist etwas ganz persönliches.

Sich für immer von einem geliebten Menschen zu verabschieden, ist ein langsamer und lang andauernder Prozess, der nicht mit dem Begräbnis endet.

Wir benötigen Zeit, um die Endgültigkeit einer Trennung akzeptieren zu können und die Trauer zu überwinden.

Wenn wir den Verlust eines geliebten Menschen betrauern, befinden wir uns für eine Zeit in einem Ausnahmezustand, ziehen uns zurück und reagieren kaum auf positive Reize.

Menschen trauern unterschiedlich. Nicht jeder Mensch kann sofort trauern. Manch einer will den Verlust zunächst nicht wahrhaben und muss sich erst einmal ablenken oder betäuben – zu groß ist der Schmerz.

Und zur Trauer gehören ja auch die tiefen Gefühle der Hilflosigkeit und der Verlassenheit, auch Angst und sogar Wut und Zorn ...

Trauer benötigt Zeit und Raum. Und zur Trauer gehören Tränen.

Die Erfahrung tiefer Trauer setzt uns auch körperlich zu. Vielleicht fühlen wir uns schlapp, haben Magenschmerzen, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen.
Oft sind wir gar nicht richtig da, können uns nicht konzentrieren ...

Trauer ist keine Krankheit aber sie kann zu Krankheiten führen, wenn sie nicht erlebt wird.

Trauer ist ein Prozess, ist durchaus Arbeit – Bewältigungsarbeit – die wir in Angriff nehmen.

Diese Arbeit kann uns niemand abnehmen, kein Priester oder Psychologe – und auch kein guter Freund. Aber diese Menschen – Menschen unseres Vertrauens – können uns unterstützen. Und sie können uns auch dabei helfen, neue Gewohnheiten zu entwickeln, uns neu zu orientieren.

Es heißt, „Die Zeit heilt alle Wunden“, aber die Zeit allein heilt keine Wunden!

Heilung braucht unser zutun. Es geht darum, den erlittenen Verlust zu vergegenwärtigen und zu akzeptieren. Dies geschieht in einer Reihe von Phasen, von der Phase des Schocks bis hin zur Phase der Neuorientierung.

Natürlich benötigt das Trauern auch Zeit. Für manche sind es Monate, für andere sind es Jahre.

Ein Mensch, der getrauert hat, hat gelernt, den Verlust zu akzeptieren. Dann weiß der Trauernde: Der Verlust eines Menschen ist zwar schwer zu ertragen, aber bedeutet nicht das Ende des eigenen Lebens, sondern ist eine schwierige Phase, die zum Leben dazugehört.

© 2021 Christoph Taterka